Vater werden

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März 28, 2023

Nun lacht er mich an, ich sitze neben ihm, gemeinsam starren wir ins Kaminfeuer, das ich gerade entzündet habe. Diese Faszination von Licht und Wärme bewegt den Menschen schon seit tausenden von Jahren und ist mitunter auch Ursprung unserer modernen Zivilisation. Fast wirkt es so als hätte er das schon begriffen, so begeistert und gefesselt wie er in das Feuer starrt. Mein Sohn ist inzwischen 6 Monate alt.Meine Stammfamilie sagte zu mir als Kind einst, dass ich später mit Kindern arbeiten wollen würde, so wie ich mit gleichaltrigen Freunden und Bekannten im Garten umhergetollt bin. Ein eigenes Kind zu haben, war ebenfalls ein Wunsch, den ich für mich bereits mit 18 Jahren konkretisieren konnte. Jetzt ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen.Fast unwirklich sind die ersten Momente, es fällt schwer sich vorzustellen, wo dieses Leben wirklich plötzlich herkommt, obwohl die Biologie dahinter vielfach erläutert und verstanden wurde.Der Kleine ist ein wahrlicher Sonnenschein. Wir fühlen uns privilegiert ihn als unseren Sohn bezeichnen zu dürfen, sogleich wir auch wissen, dass er uns nicht gehört.Er wird mit uns auf Abenteuer gehen, wir werden die Welt gemeinsam neu entdecken, Schritt für Schritt werden wir versuchen alles zu hinterfragen und aufs Neue zu lernen. Die Faszination Leben in Persona sitzt neben mir in unserem Wohnzimmer.Ich freue mich auf dieses Abenteuer. Es wird aufregend und anstrengend, es wird ihn wie auch seine Eltern an seine Grenzen bringen und dabei ist alles Teil des gemeinsamen und individuellen Weges und gut so wie es ist. Dieses Grund- oder Urvertrauen geleitet den Weg des Lebens, das wir alle geschenkt bekommen haben.Dieses Urvertrauen verlernen einige von uns durch Prägung, Misserfolge und Traumata im Laufe unseres Aufwachsens.Erwachsene, Kinder, Jugendlichen und Senioren empfinden das Leben nicht immer als Geschenk. Zu unüberwindbar scheinen manchmal die Klippen und Hürden, die sich uns offenbaren. Umso mehr halten wir dann an dem fest, was wir kennen und uns Sicherheit gibt. Wir verfallen dabei aber teilweise in alte, wenn auch dysfunktionale Muster. Mit unserem eigenen Korrektiv reißen wir uns sogleich wieder raus und versuchen etwas anders zu machen, um im Endeffekt zu erkennen, wie ähnlich wir unseren eigenen Eltern doch sind. Dabei erkennen wir, wie unüberwindbar die Epigenetik scheint und dass es viel Selbsterfahrung und Persönlichkeitsentwicklung benötigt, um mithilfe von Reflexion transgenerative Prozesse zu erkennen, gegebenenfalls zu unterbrechen oder zu verändern.Psychotherapie ist eine wichtige Begleitmaßnahme dabei. Unserer eigener Nachwuchs kann uns im Laufe der unterschiedlichen Lebensabschnitte nämlich nicht nur herausfordern, sondern auch bis über unsere persönlichen Grenzen bringen. Dabei einen langen Atem und die nötige Gelassenheit zu behalten, ist nicht immer einfach.Ungewollte impulsive Momente wollen wir als Eltern so gut es möglich ist vorbeugen und dennoch wird es uns nicht immer gelingen so zu agieren wie wir es eigentlich für richtig halten, schließlich sind wir Menschen.Um unseren eigenen Prinzipien dabei treu zu bleiben, kann Unterstützung von Außen helfen bevor der eigene Rucksack zu schwer wird.Egal was passiert, wie sich der Nachwuchs entwickelt, wir als Eltern können begleiten, da zu sein, zu stützen, mit Zuversicht, Güte, Ausdauer, Liebe und Zusammenhalt. Denn das macht uns als liebende Eltern doch aus!

Dezember 2021